Neuigkeiten vom Schach

Nachrichten des letzten Jahres

24.12.2017

Alle Jahre wieder...

... heißt es zur Weihnachtsfeier "Springer aus der Tasche". Und ebenso schon zur Tradition geworden ist vorab das gemeinsame Stelldichein zur Gänsekeule im Restaurant unserer Heimfeste: 18 Rotationer fanden sich dieses Mal ein - eine Zahl, die auch so manch anderer Vereinsabend mit Vortrag oder Blitz verdient hätte. Die Tafel war wie immer festlich gedeckt; es hat sich scheinbar doch noch nicht überall herumgesprochen, dass die Rotationer mehrheitlich dem Bier zusprechen (auch zur Gans!). So wurden die Weingläser kurzerhand wieder abgeräumt und unseren Frauen sei Dank der kulinarische Anstand doch auch noch gewahrt. Und so manch weit Gereister hatte sich zum Aufwärmen bereits vorab am Tresen einen Schoppen gegönnt...

Frisch gestärkt - da die Vegetarier diesmal verhindert waren, mussten auch die hungrigsten Schachfreunde mit nur einer Keule Vorlieb nehmen - machten wir uns auf in den Turniersaal. Es hatte sich im letzten Jahr bewährt, das "Springer aus der Tasche" Turnier im Interesse der Pünktlich- und Gemütlichkeit im Mannschaftsmodus auszutragen. So stürzten sich (nach leichten Verlusten beim Übergang vom kulinarischen zum schachlichen Teil) sechs Zweier- und ein Dreier-Team in den Kampf um die vom Cheftrainer handverlesenen Schachbuchpreise. Leider hatte ich bei der Auslosung ein wenig den Überblick verloren, so dass das Team "Brett 1" (Clemens und Detlef) als klarer Favorit ins Rennen ging - und seiner Favoritenrolle auch souverän gerecht wurde; es wurde nur ein Brettpunkt abgegeben! Dahinter entwickelte sich jedoch ein munteres Hauen und Stechen mit (für den Turnierleiter überraschend) wenig Fragen in Sachen "Wann darf ich denn den Springer einsetzen?" Hier zahlte sich eben doch die inzwischen langjährige Erfahrung aller Teilnehmer aus! Und auch die Frage, welchen Springer man denn zu Beginn vom Brett nehme, wurde von Jörg ganz klar beantwortet: "Den von b1. Seit 20 Jahren schon!"

Ergebnisse

Nachdem die Preise verteilt und Nachschub geordert wurden, lieferten sich Clemens und Thomas im Anschluss an das Turnier noch einen kleinen Schaukampf, bei dem die Kiebitze wie üblich nicht mit Kommentaren und Verbesserungsvorschlägen geizten. In diesem Geiste wurde zum Abschluss am Tresen (dieses Mal ohne Bierengpässe!) noch die Lage der Regierung im Besonderen und die der Nation im Allgemeinen sondiert und bewertet (Stichwort: Gulaschsuppe!). Und im Hinblick auf die Fußball-WM im kommenden Jahr war man sich auch einig: Titelchance intakt; der Weg zum Titel führt über Frankreich - Schaun' mer mal, wer es heuer nach Moskau schafft!?

Der Vorstand wünscht allen Mitgliedern und ihren Familien schöne Feiertage und einen Guten Rutsch ins neue Jahr - wir sehen uns spätestens am 19. Januar zum Neujahrsblitz!

Martin
14.12.2017

Die Zweite berichtet: Im Tabellenmittelfeld angekommen!

In Runde 3 stand für die Zweite der Auswärtskampf im Nordosten gegen die Chemiker aus Weißensee auf dem Programm. Auch diese Paarung besaß durchaus Derbycharakter, zumal auch die Auseinandersetzung mit den SNOB’s erst in 2018/19 wieder auf der Tagesordnung stehen könnte. Der Spielort war für den Chronisten Premiere, denn bedingt durch die Verpflichtungen gerade im überregionalen Bereich ergab sich nie die Gelegenheit im geographisch nahen Hohenschönhausen zu spielen. Die Anreise unter Führung von ML Dominic gestaltete sich problemlos, gleichwohl das babylonische Stimmengewirr am Zielort für etwas Verwirrung sorgte. Bangla, Urdu, Farsi, Dari und Pashtu, dem Chronisten schwirrte der Kopf aber Assessor Dominic („vielerprobt im Amt der Lehr“, W.Busch und tiefverortet im Ligaspielbetrieb des Berliner Fußballverbandes) konnte diesen Tatbestand als Normalität auf den wochenendlichen Bolzplätzen kommentieren.

Schachgespielt wurde natürlich nicht auf dem Feld oder in der Futsalhalle, sondern im modernen Leistungssportkomplex Hohenschönhausen. Zugegeben im Vorfeld erreichten auch den Chronisten warnende Stimmen bezüglich der Beschaffenheit der Räumlichkeiten, böse Zungen verwiesen gar auf den Stimmungsbericht der Recken aus dem Pinellodrom bei einem ihrer legendären Auswärtskämpfe gegen die honorigen Schachfreunde von den Ufern der Spree. Die Realität war jedoch anders, helle, luftige Räume statt dunkle Kneipenhinterzimmer und Aufenthaltsräume von Seniorentagesstätten. Einzig die ein oder andere Tapetenbahn ließ beim Chronisten die nervende Stimme der Ehefrau in selbiger Sache aus dem gedanklichen Off ertönen.

Etwas erschreckend für den normalen Zeitgenossen war die doch recht marchialisch wirkende Belegschaft im Küchentrakt. Schwere Lederkutten unter dem Chapter der White Lake Eagles – warfen die Frage auf „Rotweiß statt Grünweiß Chemie?“ letztendlich blieb es aber bei „Futtern wie bei Muttern“. Zwar hätte die nicht nur schwäbische Hausfrau sicherlich etwas öfter die Spülmaschine angeworfen aber liebevoll belegte Mett- und Schinkenbötchen sowie ein gutsortiertes Ensemble von Single Malt Flaschen sorgten für wohlige Gemütlichkeit und morbiden Charme nur Ben ließ sich in diesem Idyll nur schwer verorten. Ben?! Ja unser Ben war pünktlich am Ort des Geschehens als passives (Ehren)Mitglied von Chemie, Gallionsfigur, Speerspitze, Cheftrainer und eben auch Schiedsrichter. Pünktlich wurde der Wettkampf eröffnet. Wir hatten im Oberhaus leichte DWZ-Vorteile, im Unterhaus war es relativ ausgeglichen.

Eine erste Bestandsaufnahme stimmte verhalten optimistisch. Ausgeglichene Stellungen an allen Brettern nur Jan schien gegen einen sehr gut vorbereiteten Gegner etwas in die Defensive geraten zu sein. Besonders der Präsident aber auch ML Dominic agierten diesmal als Weißspieler sehr sicher in Ihren Systemen. Dieser status quo sollte sich auch nicht wesentlich verändern. Zwar gelang es Jürgen aufgrund einer Ungenauigkeit des Gegners Vorteil zu erlangen, dafür geriet Peter etwas in die Defensive und auch Jan hatte mächtig zutun, die Solidität von Russisch nachzuweisen. Einzig dem ML gelang es nicht nur auf dem Brett sondern auch auf der Uhr recht untypische Vorteile anzuhäufen. Während bei seinem Gegner die (letzte) halbe Stunde anbrach, thronte Dominic immer noch auf einem Zeitpolster von 1h 43 min. Norman hatte über Umwege eine typisch altindische Kampfstellung bei beiderseitigen Chancen auf dem Brett.

Bedingt durch den Spielverlauf aber auch einer ihm anhaftenden Friedfertigkeit wollte der Chronist das Schicksal nicht herausfordern und fügte sich bei fast vollem Brett in eine Zugwiederholung. Kurz danach folgte Christian allerdings bei einer schon sehr bequemen Pirc-Stellung seines Gegners. Trotzdem war und ist die verhalten geäußerte mannschaftliche Kritik gegenüber den Chronisten sicherlich gerechtfertigt und wurde auch durch den nun folgenden Spielverlauf bestätigt. Urplötzlich kippte der Spielverlauf. Bei Peter ging es auf einmal schnell bergab, Martin fasste einen falschen Plan unter Zulassung des französischtypischen Gegenspiels und auch Norman verkalkulierte sich im taktischen Innenfight. Zwar verwaltete Jürgen immer noch Stellungsvorteile aber auch Jans Stellung wusste trotz einer gewissen Konsolidierung nicht zu gefallen. Einzig Dominic konnte seine solide aus der Eröffnung heraus geführte Partie sicher zum Sieg führen und nach Peters Verlust zum 2,0-2,0 ausgleichen. Jetzt musste im Oberhaus maximal gepunktet werden, denn Norman und Martin standen mittlerweile klar auf Verlust. Etwas Hoffnung keimte auf, denn bei Jan begann sich in einem hochkomplizierten Schwerfigurenmittelspiel der Wind etwas zu drehen. Urplötzlich waren die Rollen vertauscht und als Norman seine totale Verluststellung unter kräftiger Mithilfe seines Gegners noch in den Remishafen steuern konnte, waren unsere Chancen wieder intakt. Aber mehr ließen unsere Gegner leider nicht zu. Zwar drückten Jürgen und vor allem Jan aber letztendlich konnten die gegnerischen Verteidigungen nicht durchbrochen werden. Schade, so stand am Ende eine knappe aber auch dem Spielverlauf entsprechende 3,5-4,5 Niederlage und die Frage wie zukünftig mit frühen Remisvereinbarungen umzugehen ist. Zwar kann der Chronist auch ins Feld führen, dass die Partien ja nicht verloren wurden, aber die Aufgabe einer bzw. zweier Perspektivstellungen (und Weißpartien) haben sich zumindest in diesem Wettkampf als spielentscheidend erwiesen. Hier wird wohl eine interne Aufarbeitung innerhalb der Mannschaft nötig sein. Die nächste Gelegenheit es besser zu machen ergibt sich schon im nächsten Heimspiel gegen Zitadelle Spandau.

Detlef
29.11.2017

Die Zweite berichtet: Punktgewinn-/verlust?!

Nach dem doch sehr holprigen Aufgalopp gegen Weiße Dame II ging es nun gegen den Sfr Berlin als einen der Staffelfavoriten auf den Meistertitel nicht nur um Punkte gegen den Abstieg sondern auch um eine echte Standortbestimmung in der Landesliga. Die Anreise zum gegnerischen Spiellokal in Schöneberg gestaltete sich diesmal problemlos. Offensichtlich herrscht entgegen der Anstoßzeit (11.00 Uhr) in der Bundesliga früh um 09.00 Uhr in der Landesliga noch nicht so viel „Verkehr“ oder die gemeinsame Anreise mit ML Dominic ließ eine Verortung des Chronisten in einer bestimmten Zielgruppe nicht zu.

Schnell konnten im Spiellokal nicht nur die Mannschaftskameraden sondern auch die Heroen des Pavillons und somit auch alte Bekannte begrüßt werden. Allerdings müssen die Hierarchien doch etwas durcheinander gekommen sein, denn Altmeister Lothar, dem Chronisten als jahrzehntelanger Leistungsträger im Spitzenschach bei Rotation bekannt, verabschiedete sich nach Begrüßung und smalltalk in ein Nebengelass der Turnierarena.

Obwohl wir diesmal Bestbesetzung melden konnten, befanden wir uns trotzdem an fast allen Brettern wertungsmäßig etwas im Nachteil, ein Umstand mit dem wir in der Vergangenheit stets gut umgehen konnten.

Eine erste Bestandsaufnahme stimmte verhalten optimistisch.

Zwar hinterließ Jürgen sein Bogoindisch/Holländischhybridaufbau beim Chronisten etwas gemischte Gefühle aber dafür plumpste der Gegner des Präsidenten in eine Eröffnungsfalle und auch bei Peter sah es mit Schwarz im abgelehnten Damengambit richtig gut aus. Norman behandelte die Tarraschvariante im Franzosen sehr originell. Dem wollte der ML Dominic offensichtlich nicht nachstehen, denn die nach den bekannten Eröffnungszügen 1.e4 c5 entstehende Stellung konnte der Chronist nach weiteren sorgfältigen und gut überlegten Zügen (Zeitvorteil Gegner +1h!) nicht in den Gedankenfächern seiner Eröffnungsbibliothek verorten. Dafür baute sich Christian sehr aktiv auf und auch Jan begann ein interessantes Konzept gegen den Königsindischen Angriff seines Gegners zu präsentieren. Am Spitzenbrett befanden sich beide Spieler noch „im Buch“.

Ein zweiter Rundgang trübte die anfangs optimistische Stimmung deutlich. Offensichtlich schien der Gegner des Präsidenten etwas Halt in seine Stellung bekommen zu haben aber das Kräfteverhältnis auf dem Brett ließ noch Hoffnung auf den vollen Punkt zu. Dafür hatte Peter seine vorteilhafte Stellung etwas verschustert . Für Norman seine Partie galt mittlerweile ein Axiom von N.Short in diesem System:“ Wenn Schwarz das weiße Bauernzentrum e5/d4 nicht knacken kann, dann kann er aufgeben!“ Keine guten Aussichten, zumal wir auch an anderen Brettern mittlerweile in deutlichen Schwierigkeiten verkehrten. Bei Jan ging es auf einmal nicht recht weiter bzw. vielleicht wurde auch nicht konsequent durchgezogen, denn seine Stellung war urplötzlich sehr gefährdet. Zwar befand sich die Partie von ML Dominic noch im Gleichgewicht aber dafür war die Balance auf der Uhr deutlich aus dem Ruder gelaufen. Jürgens Stellung wollte einfach nicht gefallen, der Angriff auf die gegnerische Rochadestellung schien doch etwas hemdsärmlig zu sein und auch der Chronist befand sich urplötzlich auf der Suche nach einer Spielidee. Einzig Christian setzte in einer solide geführten Partie seinen starken Gegner unter Druck.

Jürgens Partie war zuerst entschieden. Die deutlichen positionellen Defizite konnten auch nicht durch das Gegenspiel am Königsflügel kompensiert werden. Stattdessen geriet sogar die eigene Königsstellung in Gefahr, das Ende war kurz und plötzlich und nicht nur für den Chronisten als Augenzeuge überraschend. Aber es galt nun auch den nächsten Schock zu verdauen, denn in der Hektik des Gefechtes wurde bei fortschreitender Ideenlosigkeit auch das „turnusmäßige“ Remisangebot des Chronisten offensichtlich überhört und nach einigen Ungenauigkeiten bedurfte es einiger Anstrengung die Partie wenigstens in ein ungleichfarbiges Minusbauernläuferendspiel zu transferieren. Durchatmen war angesagt und es galt Zwischenbilanz zu ziehen. Gott sei Dank bei Norman war das Turmendspiel mit Minusbauer doch Remis. Bei Peter und Dominic wurden ebenfalls die Punkte geteilt aber Jan, Christian und der Präsident spielten noch und an allen Brettern besaßen wir Materialvorteil! Der war aber bei Jan und Martin sehr schwer bzw. überhaupt nicht zu verwerten. Gleiches galt für den Gegner des Chronisten nur Christian realisierte sicher seinen Vorteil.

Fazit: Ein sicherlich leistungsgerechtes Unentschieden bei auf beiden Seiten vergebenen Möglichkeiten, dass aber sicherlich für beide Mannschaften noch alle Optionen zur Erreichung der Saisonziele offen lässt.

Detlef
24.11.2017

Die Erste zurück in der Erfolgsspur

Nach dem mehr als ernüchternden Erg(l)ebnis gegen Tegel 2 in der 2. Runde galt es, Wiedergutmachung auf die Tagesordnung zu setzen. Der Gegner am 12.11. hieß Empor Berlin. Gespielt wurde nicht mehr in der altehrwürdigen Eckkneipe gegenüber, sondern direkt auf dem Gelände des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks. Im Spiellokal, welches bei dem einen oder anderen nostalgische Gefühle weckte wurde vom Präsidenten des Berliner Schachverbands, diesmal in der Funktion des Schiedsrichters, pünktlich um 11 Uhr angepfiffen. Die Paarungen lauteten:

  1. FM Rietze – IM Thinius
  2. Neumeier – Foerster
  3. FM Guth – IM Urban
  4. FM Dauth – Meißner
  5. FM Seils – Atkinson
  6. FM Bruchmann – FM Welz
  7. Müller – Schabe
  8. FM Steinhagen – Silz
Gemäß den Wertzahlen bedeutete das grob gesagt etwa gleiche Chancen im Oberhaus und deutliche Vorteile für uns im Unterhaus. Bei Clemens stand ein Grünfeld-Inder auf dem Brett, bei dem frühzeitig die Damen getauscht wurden und Clemens als Weißer leichten Raumvorteil hatte. Bei Lars entstand früh eine etwas unorthodoxe halboffene Stellung, bei der Lars zeitweise mit der Flügelzange in Form zweier Läufer auf a6 und h6 auf den in der Mitte befindlichen König zielte, jedoch eine schlechte Bauernstellung und Entwicklungsrückstand hatte. Nach dem Abtausch der Flügelzange fand er sich folglich in einem leicht schlechteren Endspiel wieder. Thomi stand nach der Eröffnung recht gut, in einer geschlossenen Stellung strebte er ein Spiel auf den schwarzen Feldern an. Beide rochierten lang, und sein Gegner begann, mutig die Stellung am Damenflügel zu öffnen. Auch bei Ben war die Stellung geschlossen und sein Gegner begann ohne eigene Rochade gegen den kurzrochierten König vorzugehen. Bei diesem Vorhaben preschte er seinen h-Bauern bis nach h6 vor, was Ben kalt mit Sh8 und g6 konterte. Das anschließende thematische f5 und Sf7 ließ uns sehr positiv stimmen. Bei Jörg stand die Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung auf dem Brett. Der Gegner fiel schon früh in tiefes Nachdenken, was für die eher einfache Stellung schon bemerkenswert war und sich später rächen sollte. Das genaue Gegenteil vollführte Stephans Gegner FM Welz, der ja bekannt für seinen aggressiven und Allegro-artigen Stil ist. Im Caro-Kann standen die Zeichen deshalb auf Verteidigung, aber Sorgen musste man sich nicht machen. Bei mir gab es Königsindisch, bei dem mein Gegner mit ungewöhnlichen Springermanövern frühzeitig meine Bauernkette festlegte, welche er anschließend befragte. Insgesamt war meine Stellung aber durchaus komfortabel. Bernd sah sich mit Damengambit konfrontiert, bei dem er ein Bauernopfer für Läuferpaar und Gegenspiel anbot. Wohl durch ein Übersehen wurde dieses von der Gegnerin abschlägig beschieden, wonach sie unter Druck geriet, eine Qualle opferte und sich in einem verlorenen Endspiel wiederfand. Dieses führte Bernd dann auch souverän zum Sieg. In der Zwischenzeit überschätzte ich meine Stellung etwas und musste schon aufpassen, nicht in Nachteil zu geraten. Glücklicherweise verlor mein Gegner kurz vor der Zeitkontrolle völlig den Faden, stellte auch noch zweizügig eine Figur ein und gab folglich auf. Entsprechend sah es im Mannschaftssinne schon recht gut aus. Lars konnte sich Stück für Stück befreien und remis machen. Ben überspielte sehenswert seinen Gegner positionell und gewann sicher. Jörg landete nach mehreren gegnerischen Ungenauigkeiten in einem Damenendspiel mit 3 verbundenen gegen 0 Bauern, was zwar etwas weilte, aber natürlich keine sonderlichen technischen Anforderungen stellte. Thomi schaffte es irgendwie nicht, die gegnerischen Schwarzfeldschwächen auszunutzen und wurde dann mehr oder weniger im Königsangriff überrollt. Ein letztlich verschmerzbarer Verlust, da wir schon uneinholbar führten. Stephan opferte eine Qualität für 2 Bauern, woraus das spannende Endspiel Turm und 3 Bauern gegen Läufer und 5 Bauern entstand. Stephans Remisangebot wurde ausgeschlagen, doch dieses Risiko erwies sich als zu hoch. Die zuvor akkumulierte Zeit verbrauchte SF Welz in unübersichtlicher Lage innerhalb eines Zuges, welcher für ihn dummerweise auch noch auf der Stelle verlor. Schließlich blieb noch Clemens übrig, der im Turmendspiel auf mögliche Fehlgriffe hoffte, aber der IM hielt dem Druck letztlich stand, also auch remis. Unter dem Strich ein auch in dieser Höhe verdienter 6:2 – Erfolg, der uns hoffentlich zurück in die Erfolgsspur gebracht hat. Die Aufstiegschancen sind nach wie vor existent – wir müssen in jedem Fall unsere kommenden Hausaufgaben machen. Nächster Gegner ist am 10.12. Weiße Dame, die einen beeindruckenden Saisonstart hingelegt und sich mit 5MP auch vor uns platziert haben. Ein Sieg sollte das Ziel sein!

Micha
27.10.2017

Die Erste berichtet: Nach starken Auftakt, folgt Ernüchterung

Am 8.Okt. folgte unser 1.Punktspiel in der Oberliga Nord Ost gegen TuS Makkabi Berlin. Wir traten in dieser Bewegung etwas ersatzgeschwächt an. Jörg befand sich noch im Urlaub und Bernd musste aufgrund einer doppelseitigen Lungenentzündung kurzfristig absagen. Für Jörg ging Ekki an den Start und der frischgebackene Vater und auch kürzlich liierte Jan (An der Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch zu beiden Errungenschaften :-) ), erklärte sich dankenswerterweise bereit zu spielen. Nicht nur wir gingen nominell etwas geschwächt in die 1. Runde. Makkabi musste aufgrund des Wechsel von Schachfreund Emil Schmidek zu Schachfreunde Berlin eine langfristige Schwächung ihrer Mannschaft hinnehmen.

Vor dem Start der Runde galt es noch eine Hürde zu nehmen, nämlich das Spiellokal zu finden. Gespielt wurde nicht wie anzunehmen war in den Clubhaus des Vereins, sondern in den Hallen des hiesigen Fußballvereins. Diese Räumlichkeiten waren mit dem Schild „Zutritt verboten“ zwar sehr gut für die Fußballer abgegrenzt, jedoch für nicht eingeweihte Schachspieler ebenfalls nicht als Spiellokal zu erkennen. Die Spielbedingungen waren abgesehen von der, als treffend zu bezeichnenden Beschreibung, Affenhitze gut. Dafür sorgte auch die Schiedsrichterin Claudia Münstermann, die auch nur bei leisen Gesprächen im Raum darauf bedacht war für Ruhe zu sorgen und gegebenenfalls die Personen vor die Tür zu setzen.

Als erstes endete die Partie vom Berichterstatter, der es verpasste, die Spannung aufrecht zu erhalten und stattdessen eine Figur gegen 2 Bauern opferte, was in einen Dauerschach endete.

Wenig später endete Lars seine Partie Remis. Positionell lief sein Sizilianer eher suboptimal. Nachdem der Gegner versuchte seine Stellung etwas zu energisch auszunutzen, konnte Lars mit ein paar kraftvollen Zügen die Balance wieder herstellen.

Ben überlegte sehr lange ob er die dreifache Stellungswiederholung herbeiführen sollte, da zu dem Zeitpunkt die Mannschaftslage noch nicht ganz eindeutig war. Er entschiedet sich letztendlich ins Remis einzuwilligen, wobei er über eine aktive Stellung mit Springer Läufer gegen das Läuferpaar mit jeweils vorhandenen Schwerfiguren verfügte, in der durchaus mehr drin war.

Jan erwischte mit Schwarz einen holprigen Start und befand sich schnell in einer recht kritischen Lage. Jedoch waren die Messen noch nicht gesungen und Fehler waren durchaus im Erwartungsbereich. Diese folgten dann auch, sodass Jan seinen Gegner noch übertölpeln konnte.

Stephan spielte mit Weiß einen recht strengen Stiefel und machte dem Gegner von Anfang an Druck. Stephan verfügte über mehr Raum, konnte sich weiter ausbreiten und brachte dem Gegner schlussendlich fast in eine Art Zugzwangsstellung. Auf jeden Fall eine schöne Partie von ihm.

Tommy initiierte einen cleveren Angriff, wo er trotz des gegnerischen Läuferpaares die Stellung für sein Springerpaar öffnete. Die Läufer machten jedoch nichts weiter in der Stellung außer gut auszusehen und dem armen gegnerischen König seinen Schicksal zu überlassen.

Ekki spielte eine gewohnt ruhigen Schuh. Die positionellen Konzessionen des Gegners konnte er sich nach und nach zu nutzen machen ohne dem Gegner nenenswertes Gegenspiel zu geben. Letztendlich blieb dem Gegner nichts weiter übrig als sich positionell erdrücken zu lassen.

Mini konnte einen Minnivorteil aufgrund des isolierten d-Bauerns des Gegners verbuchen. Für den isolierten d-Bauern bekam der Gegner nur mangelnden Kompensation in Form von Gegenspiel. Nach dem Gewinn des Läuferpaares wurde die gegnerische Stellung völlig zerstochen.

Somit erreichten wir am Ende des Tages ein souveränes 6,5-1,5 gegen Makkabi Berlin.

Nach einen eher politisch geprägten Vereinsabend mit ein bisschen Schachbeilage, in Form eines 12-köpfigen Blitzturnieres, konnten wir gestählt in die 2. Runde der Oberligasaison gehen. Am 22.Okt. wartete der direkte Aufstiegskonkurrent SK König Tegel II auf uns. Im fast gewohnten Stammachter traten wir unser Heimspiel an. Da Bernd noch krank war, sprang Ekki für ihn ein. Gegen die sehr starke Aufstellung von Tegel waren wir der Außenseiter in der Begegnung. Dies sollte sich später auch in aller Deutlichkeit zeigen.

Ben und Stephan legten mit 2 Weiß-Remisen vor. Ben`s Gegner spulte die recht komplizierte Theorievariante recht souverän runter, wodurch sich Ben mehr oder weniger gezwungen sah ins Remis einzuwilligen. Diese Variante weckte positive Erinnerung, da unser Ben dieses Jahr einen tollen Kurzsieg in Helsingör gegen den jungen GM Jan-Christian Schröder hinlegte. Stephan haderte etwas mit seiner Stellung, da er bereits im frühen Stadium der Partie sehr viel seiner Bedenkzeit verbraten hat und deswegen wohl recht glücklich mit seinen Remis war.

Frühzeitig sah es für uns an den weiteren Brettern recht düster aus. Ekki und Jörg unterliefen in soliden Positionen Überseher, wonach bei beiden leider nicht mehr viel zu richten war. Mini stand optisch immer etwa gedrückt, konnte jedoch aufgrund seiner soliden Stellung ein Remis sicherstellen.

Lars sah sich früh mit lästigen Gegenspiel vom Gegner am Königsflügel konfrontiert. Für den Außenstehenden wurde die Stellung im weiteren Verlauf immer undurchsichtiger. Man hoffte zwar, dass Lars die Stellung taktisch zu seinen Gunsten abwickeln könnte, jedoch behielt der Gegner einen kühlen Kopf und setzte sich schließlich durch.

Der Kämpfer Tommy, versuchte in klar schlechterer Stellung den Gegner vor größtmöglichen Schwierigkeiten zu stellen. Dies gelang ihm dann auch so gut, dass der Gegner irgendwann nicht mehr durch sah und plötzlich eine Figur verlor. Somit bleibt nach 2 Runden die Weste für die Kampfmaschine weiß.

Ich konnte meine Ruine mit Schwarz, die ich bereits nach meinen 15. Zug verwaltet habe, erstaunlicherweise am längsten zusammenhalten. Die Schwierigkeiten fingen bei mir schon an, als ich versucht habe, meinen Bauern auf d4 krampfhaft dort zu behaupten, um die gegnerischen Figuren im Zaume zu halten. Jedoch geriet ich dadurch in Entwicklungsrückstand und hatte auch Probleme meinen d4-Bauern zu behalten. Nach 2 weiteren Fehlern, fiel der d4 einfach vom Brett und die Partie war gelaufen.

Damit stand am Ende des Tages eine herbe 2,5-5,5 Niederlage gegen Tegel II zu Buche.

Ich bin jedoch guter Dinge, dass wir trotz der Niederlage weiterhin gute Chancen haben werden, wieder in die 2. Bundesliga zurückkehren zu dürfen. Für Tegel 2 gilt es auch noch einige Holpersteine zu überwinden, zumal Sie diese gute Aufstellung, wie gegen uns, sich nicht häufig hinkriegen werden. Zudem darf Tegel 2 ohnehin nicht aufsteigen, wenn Tegel 1 der Wiederaufstieg in die 1.Bundesliga nicht gelingen sollte. Tegel 1 verlor ihr 1. Spiel in der 2.Bundesliga. Mit Turm Kiel hat Tegel 1 auch einen harten Brocken vor sich, die in der Konstellation sicher exzellente Aufstiegschancen haben werden.

Clemens
26.10.2017

Die Zweite berichtet: Saisonauftakt mit Hindernissen

Obwohl die letzte Saison mit der Vizemeisterschaft gekrönt werden konnte, galt es auf ein Neues die Mission Klassenerhalt Landesliga in Angriff zu nehmen. Klassenerhalt deshalb weil sich in den vergangenen Jahren doch recht deutlich zeigte, dass die oftmals deutlichen Ungleichgewichte im vermeintlich objektiven DWZ/ELO-Ranking gerade durch unser Team mit hohem Kampfgeist und einer beispiellosen mannschaftlichen Geschlossenheit ausgeglichen werden konnte. Es galt gerade deshalb gegen zu vermutende unmittelbare Konkurrenten wie der Auftaktgegner Weiße Dame 2 zu punkten.

Allerdings hatten wir diesmal nicht nur Probleme an den Brettern sondern auch im Org.bereich zu lösen.

Bedingt durch die sorgfältige, zeitaufwändige Auslosung der BMM konnte diesmal nicht rechtzeitig unser Spiellokal in der „Heimfestung“ Königin Luise gebucht werden. Ersatz musste her. Dank Assessor Dominic, der unkompliziert und sicher Räumlichkeiten in „seinem“ Gymnasium buchte, blieben uns bzw. dem Verein organisatorische und noch wichtiger finanzielle Klimmzüge erspart. Dank vieler helfender Hände konnte eine am Ligadurchschnitt orientierte angemessene Wettkampfstätte mit Basisversorgung im Catering präsentiert werden.

Schwieriger gestaltete sich die Aufstellung der Mannschaft. War der lang angekündigte urlaubsbedingte Ausfall in der Ersten durch den geplanten Einsatz von Ecki kompensiert, so erforderte ein weiterer kurzfristiger Ausfall aufgrund einer schweren Erkrankung (gute Besserung Bernd) das Debüt von Jan in der Ersten, das er genauso wie Ecki mit Bravour bestand.

Die Suche nach Ersatz gestaltete sich schwierig wie auch einfach, denn Merke! Spielt parallel die Frauenmannschaft so bleibt zur Zeit nur Ketti als potentieller Ersatzspieler, ein Umstand den der Spielleiter in der nächsten Vorstands- bzw. Vereinssitzung noch einmal thematisieren wird.

Pünktlich um 09.00 Uhr wurde der Wettkampf von ML Dominic unter der Leitung von SR Christian eröffnet. Natürlich waren wir vollzählig (Danke auch an Thomas) und auch beim Gegner Weiße Dame 2 trudelten nach ein paar Minuten die letzten Spieler ein. Auch hier konnte nicht mit dem Stammachter angetreten werden.

Die Eröffnungsphase gestaltete sich relativ verhalten und an vielen Brettern auch sehr unorthodox. Einzig Thomas legte im Stile der Schachromantiker Max und Werner Lange (nicht verwandt. Anm. des Verf.) mit dem Nordischen Gambit los. Auch Christian opferte zügig in der Eröffnung einen Bauern. Trugen beide Partien durchaus zu verhaltenen Optimismus bei, so stellte sich beim Gambitspiel (Milner-Barry) des Präsidenten nicht nur ein Gefühl der Sorge sondern auch Verärgerung ein. Obwohl die Chroniken ausnahmslos von einer kritischen Variante sprechen und Martin in der Vergangenheit auch schon reichlich Negativerfahrungen sammeln konnte, wurden die Züge quasi wiederholt. Als Ergebnis (der Vorbereitung?!) wurde zwar der stellungstypische Sofortzusammenbruch verhindert aber dafür stand ein schwer zu verteidigendes Endspiel ohne jedes Gegenspiel auf dem Brett. Hier besteht für den Vereinstheorietrainer akuter Handlungsbedarf. Dies gilt auch für die Partieanlage des Weißspieler Dominic der zwar nach merkwürdiger Eröffnungsbehandlung mit einem merkwürdigen Figurenopfer das Heft des Handelns übernahm aber die Kompensation war zumindest für den Chronisten auch nicht auf dem zweiten Blick erkennbar. Dafür glaubte der Chronist seinem Widerpart aufs Wort als er nach langem Nachdenken zwar die geopferte Figur nahm und dann nach noch längerem Nachdenken diese auch wieder zurückgab ohne die Stellungsprobleme nachhaltig gelöst zu haben, dafür aber ein deutliches Zeitminus auf der Uhr verbuchte.

Es sah nicht gut aus, als Edelkibitz Jan die Bretter in der Mitte der ersten Spielhälfte inspizierte. Zwar gelang es Thomas relativ locker in guter Stellung seine Partie in den Remishafen zu steuern, dafür wurde es an Martins Brett immer düsterer. Dominic versäumte ebenfalls die Notbremse zu ziehen sprich in ein sicherlich beschwerliches Endspiel mit T + 2B gegen zwei Leichtfiguren einzulenken und bei Christian begann mit zunehmender Zugzahl die Kompensation für den Minusbauern zu schwinden. Einzig die Partien von Jürgen, Norman und Peter gaben Grund zu verhaltenem Optimismus, der sich aber vor allem auf den Zeitverbrauch sowie Mimik und Gestik der Gegnerschaft begründete.

Wie so oft fiel die Entscheidung vor bzw. während der Zeitkontrolle/Zeitnotphase. Martin konnte sein Endspiel nicht halten und auch Dominic musste sich den Verteidigungskünsten seines jungen Gegners beugen. Dafür stand für den Chronisten überraschend an Tisch 7 die Grundstellung auf dem Brett und der schwarze König als Zeichen von Peter’s Sieg in der Mitte. Am Nachbarbrett begann Norman kraftvoll den vollen Punkt einzufahren und bei Christian einigte man sich in wohl offensichtlich ausgeglichener Stellung auf Remis 3,0-3,0!

Die Zeitkontrolle war überstanden und übrig blieben die Partien von Jürgen und dem Chronisten. Der konnte den Druck abschütteln und nebenbei noch einen Bauern kassieren. Eine grundsätzliche Entscheidung stand an und der Chronist versank in tiefes Nachdenken... Es standen folgende Varianten zur Auswahl

a) die indirekte (über Umwege)Kassierung des gegnerischen Freibauern auf der a-Linie, Hier galt es einen giftigen Zwischen(sperr)zug zu berechnen. Mit zwei Mehrbauern für die Qualität hätte man gute Gewinnaussichten.

b) Die direkte Einverleibung des Bauern bei ungewisser Wanderung des Königs aus der sicheren Rochadestellung bei vielleicht vorhandenen (letztlich aber nur fiktiven) Mattgefahren.

Die Zeit begann unbarmherzig abzulaufen, wie steht Jürgen? Der stand sehr gut und begann mit dem Läuferpaar mächtig Druck auszuüben. Also entschied sich der Chronist (wie so oft) für Variante c) "In Opi we trust!" und forcierte das Dauerschach.

Bloß gut, dass Jürgen ähnlich Überlegungen nicht anstellte, denn nach einigen Schwierigkeiten (siehe auch Homepage Weisse Dame) gelang es ihm doch den Großen Vorsitzenden niederzuringen. 4,5-3,5 gegen einen starken Gegner - ein wichtiger Auftaktsieg, der vor allem von Jan optimistisch in die Datenbank des Ligaorakels eingepflegt wurde. Wir sollten aber von Spiel zu Spiel planen, der nächste Gegner die Schachfreunde Berlin sind zumindest von der Papierform noch stärker einzuschätzen.

Detlef
24.09.2017

Schnellschachwochenende in Hoyerswerda

Relativ zeitig wurde auch dieses Jahr die Entsendung eines Teams zum Sparkassenturnier nach Hoyerswerda beschlossen. Bei positivem Stimmungsbild bezüglich der Teilnahmebereitschaft im Vorfeld, Anmeldung und Buchung der Unterkunft galt es nur noch aus dem breitem Mitgliederfundus eine schlagkräftige Equipe zusammenzustellen. Diese Unterfangen gestaltete sich doch schwieriger als erwartet aber schlussendlich trafen sich Clemens , Norman, Opi und der Chronist pünktlich zur Abfahrt um 11.00 Uhr am S-Bahnhof Jannowitzbrücke.

Beschwingt rollte die Reiselimousine durch die Lausitzer Lande und pünktlich wurde das vom Präsidenten schon vorgebuchte Hotel „Achat“ angesteuert. Nach den doch sehr kritischen Resonanzen bezüglich der Unterbringung 2016 im Szenebezirk von Hoyerswerda wurde diesmal wieder auf Bewährtes zurückgegriffen.

Im Turniersaal angekommen machte sich anfangs doch etwas (Er)nüchterung“ bemerkbar. Zwar war das Catering wieder liebevoll und vorzüglich organisiert aber die Basisversorgung mit Hopfensaft aus dem Fass war dieses Jahr leider nicht gegeben. Stattdessen wurde dieses Manko mit Flaschenbier substituiert. Schade! Auch stellte die punktgenaue Umsetzung des § 6 GastG gerade für die abstinenten Teilnehmer ein Wermutstropfen dar.

Im Spielsaal angekommen, konnten natürlich wieder alte Bekannte begrüßt werden. Der „verlorene“ Sohn Wilfried startete auch diesmal in der Revivalband von Lok Pankow. Ob er nicht wieder Rotation Pankow verstärken möchte lautete die Frage des ständig bei der Akquise von Spielern befindlichen Spielleiters. „Nein, keine Zeit!“ war die prompte Antwort. Die Belastung durch den Beruf wäre einfach zu groß, denn in Zeiten wo alle Pleite machen, macht der Staat Gewinn lautete das Axiom von Wilfried und daran wolle er partizipieren. Es folgte ein langes, in Wort und Gestik an selige Körnerstraßenzeiten erinnerndes Referat, welches den Chronist mit ungläubig , offenem Mund und der Gewissheit, dass über A.Smith, D.Ricardo, K.Marx, J.M. Keynes, P.Samuelson und M. Friedman noch bzw. nur Einer thront, zurückließ.

Das Teilnehmerfeld war im Prinzip nahezu identisch mit dem vergangener Jahre. Angeführt von den favorisierten Ungarn folgten die üblichen Verdächtigen aus Thüringen, Sachsen, Berlin, Brandenburg und Polen. Dabei ragte bei den Berlinern das sehr ambitioniert aufgestellte Team von Zugzwang heraus. Teamchef und Ersatzspieler R. Schildt konnte in dieser Reihenfolge den Wunderknaben aus Indien, Ulrich, Chefcoach Jürgen und dem Neuzugang A.Polatel melden. Die SNOB’s waren mit 2 Mannschaften am Start. Offensichtlich gab es einen Generationenwechsel der eigenen Art, denn im Team 1 befanden sich die älteren Routiniers um W. Hartmann, nur der treue Klaus W. hielt am 4.Brett! selbstlos die Stellung.

Korrekt wie immer war der Auftritt des Bundesligisten aus Erfurt. In roten Vereinsjerseys mit Sponsorenlogo traten die Mannen um „Weltmeister“ P. Enders an die Bretter. Verstörend für den Chronisten war die Aufschrift auf dem Rücken eines Mannschaftsmitglieds. „Hüttensause 2014! Wer sich erinnern kann, war nicht dabei.“ Eigentlich haben Schachspieler doch ein gutes Gedächtnis?!

Pünktlich um 14.00 Uhr begann das Turnier. Wir waren Siebter der Setzliste und trotz souveränem Ergebnis zum Auftakt sollte sich zeigen, dass wir sehr schwerfällig das Turnier absolvieren werden. Keiner kam richtig ins Rollen und die Bigpoints gegen stärkere bzw. gleichstarke Teams blieben fast immer aus. Schlussendlich wurde der Samstag mit einem „standesgemäßen“ 0:4 gegen die Ungarn bei durchaus vorhandenen Chancen beendet.

Schnell verließen wir die Wettkampfstätte um noch einen Tisch im Ratskeller zu ergattern. Bei nun auch Fassbier erfolgte die Auswertung des ersten Tag. Am Nachbartisch bei den Heroen aus dem Pavillon ging es ebenfalls hoch her. Zwar vermisste der Chronist den Cheftrainer Jürgen B. (Insider wussten von vereinsinternen Verstimmungen und verletzten Eitelkeiten bezüglich der BMM-Aufstellung zu berichten) aber dafür konnten die Anwesenden den im Oxford-Englisch vorgetragenen Ausführungen von Teamchef Rene S. lauschen. Hier wartet, bedingt durch die multikulturelle Besetzung des zukünftigen Stammachters nebst Ersatzspielern, eine linguale Mammutaufgabe auf den Mannschaftsleiter. Zukünftig gilt es die Kommunikation in einem achtsprachigen babylonischem Sprachlabyrinth sicherzustellen.

Der Sonntag unterschied sich schachlich nicht vom Samstag. Wir kamen einfach nicht in die Gänge. Hier und da hatte jeder einzelne auch mal ein persönliches Erfolgserlebnis, aber die große Serie blieb aus und als alle mit einem entspannten Austrudeln rechneten, schlug das Schicksal in der letzten Runde noch einmal zu - Auslosung gegen Zugwang!

Die Stimmung beim Derby war brutal. Schon im Vorfeld wurde die Bedeutung gerade durch Teamchef Rene S. (wohlwissend um die deutlichen, nominellen Vorteile bei den Wertzahlen) hochgepusht. Der Chronist verspürte seit langem nicht so einen Druck. Der wurde noch durch das Druckspiel von Ulrich verstärkt. Nur nicht verlieren – auch Clemens, Opi und Norman waren voll bei der Sache. Im Endspiel T,S bei beidseitigen Bauernmajoritäten und einem Zeitvorsprung von 7 gegen 2 Minuten, berührte der Cheftrainer, unter leichtem Druck stehend, seinen Turm um den nächsten „kraftvollen“ Zug auszuführen und registrierte dann erst eine kleine Mattdrohung von Opi. Der kam gar nicht zum Reklamieren. Mit beleidigenden Worten und Fehldeutungen über Glück und Spielverständnis stand der Cheftrainer als Erster auf. Zeitzeugen wollten beim sonst so reservierten Opi eine zart geballte Siegerfaust mit „Boris Becker“-säge ausgemacht haben. Clemens überfuhr den indischen Wunderknaben ausgerechnet im Königsinder wie ein Kind und Norman verbuchte gegen den Neuzugang und“ Fast“FM aus Anatolien mit Schwarz einen ungefährdeten Sieg. Der wurde von seinem Gegner auch neidlos und fair anerkannt nur Jürgen B. monierte laut bei noch laufender Partie einen (nach neuen FIDE-Regeln) Regelverstoß von Norman. Der führte einen Zug aus, drückte die Uhr und richtete dann noch einen offensichtlich beim Ziehen mit dem Arm umgefallenen Bauern wieder auf. Der Protest kann hier natürlich nur vom Gegner bzw. Schiedsrichter erfolgen. Kibitz P. Cladouras, früher selbst der „emotionalen“ Fraktion zugehörig, hier aber der Fairness verpflichtet, verbot lautstark Jürgen B. den Mund. Der wies das Ansinnen völlig außer Rand und Band geraten entrüstet zurück. Schlussendlich konnte auch der Chronist durch kraftvolles Gegenspiel die Initiative von Ulrich eindämmen und zum Gegenangriff übergehen. Die Verteidigung ist nicht unbedingt seine Stärke und fast zeitgleich mit Normans Sieg gab auch Ulrich auf. Nach dem auch in der Höhe nicht zu erwartenden Endergebnis bewies Teamchef Rene S. Sportlichkeit und Größe und gratulierte fair.

Durch den Sieg überholten wir noch Zugzwang und landeten knapp über unserem Setzlistenplatz. Die Rückfahrt war entsprechend gelöst und beschwingt. Aus der antiquierten Bordanlage war die näselnde Stimme des Nobelpreisträgers zu hören. Jede Zeile weise und absolute Wahrheiten beinhaltend: „Für immer jung und auch wenn sich die Zeiten ändern“ so änderte sich (noch) nicht die Rangfolge in Pankow.

Detlef
04.05.2017

Eisern Rotation

Am 24. März, dem Vortag der Saisonfinaldoppelrunde der 2. FBL, stand in der “Berliner Zeitung” ein Artikel über den Höhenflug von Union Berlin. Zu diesem Zeitpunkt war Union zu aller Überraschung Tabellenführer, und die gemischten Gefühle der eingefleischten Fans angesichts des 'drohenden' Aufstiegs drückte ein riesengroßes Stadiontransparent mit der Aufschrift “Scheiße...wir steigen auf!” aus. Mir kam es wie das passende Motto für das bevorstehende Match gegen Allianz Leipzig vor, schließlich schienen wir einen auf Union Berlin machen zu können: Wir hatten einen Punkt Rückstand und konnten mit einem Sieg das Tor zur 1. Liga aufstoßen. Aber wollten wir das überhaupt? Eigentlich ja nicht so richtig, schließlich sind wir seit Jahren im Modus des Abtrainierens (s. Bericht zur Vorjahressaison) und von daher in Liga Zwo viel besser aufgehoben – dazu die Personalsorgen, der Reisestress, die nicht unerheblichen Mehrkosten und und und ... Aber irgendwo im Hinterstübchen fühlten wir uns wohl doch an der Ehre gepackt und wollten es noch mal wissen. Ich stopfte also besagten Zeitungsartikel ins Reisegepäck für die Brandenburger Metropole, um ihn im Falle des Falles als Gag präsentieren zu können. Um es vorwegzunehmen: er blieb im Rucksack, denn der Kampf gegen Allianz Leipzig endete 3:3. Aber schauen wir zuerst, wo der eine Punkt Rückstand liegen gelassen worden war, das geschah nämlich bereits in der Startrunde.

Diese fand am 22. Oktober in Berlin statt. Gegen die junge Mannschaft aus Paderborn sprangen drei volle Punkte durch Brigitte, Sylvie und Sibylle heraus, aber es setzte eben auch drei Niederlagen. Mit meiner Schwarzpartie war ich gar nicht mal unzufrieden. Im Sizi mit 6.Lg5 wählte ich bewusst eine zweischneidige Variante (mit g7xf6), und dementsprechend stand dann auch bald das Brett in Flammen. Zwischenzeitlich hatte ich eine Mehrfigur, leistete mir dann aber bei offener Königsstellung eine Ungenauigkeit. Wir nahmen diesen Punktverlust nicht weiter tragisch, denn vom Papier her waren wir zwar eindeutig favorisiert, aber den jungen Paderborner Spielerinnen war durchaus eine ähnliche Entwicklung zuzutrauen (und zu gönnen) wie im Vorjahr dem Team aus Harksheide. Die größere Überraschung dieser ersten Doppelrunde war unser sonntäglicher 5:1-Kantersieg gegen Löberitz mit ihren beiden starken Spitzenbrettern. Annett spielte eine gute Partie gegen die lettische GM (und Hou Yifan-Bezwingerin) Dana Reizniece-Ozola, musste sich schließlich aber doch geschlagen geben. Brigitte stand aus der Eröffnung heraus etwas anrüchig, gelangte dann aber zu Gegenspiel und sackte eiskalt den ganzen Punkt ein. Bei mir war es diesmal ein Spiel auf ein Tor, und ich hatte dann noch Gelegenheit, mit meiner sympathischen Gegnerin über vergangene Schachzeiten zu plaudern. Sibylle und Iris erspielten weitere ungefährdete Siege. Bei Sylvie allerdings hing irgendwie alles, und die Gegnerin schien angesichts der Fülle von guten Zügen die Qual der Wahl zu haben, um sich dann ausgerechnet für die ungünstigsten Fortsetzungen zu entscheiden. Die spätere Analyse ergab, dass die Dinge nicht ganz so einfach lagen, wie es aussah. Wie auch immer, Sylvie war nicht traurig über die Umwandlung ihrer Verlust- in eine Gewinnstellung.

Die zweite Doppelrunde fand am 21. und 22. Januar in Dresden statt. Leider war ausgerechnet unser umsichtiger Mannschaftskäpt'n Gudula erkrankt, aber Annett sprang in die Bresche und füllte ihre Vertreterfunktion hervorragend aus. Bei der Übergabe der Amtsgeschäfte allerdings scheinen auch ein paar Viren die Ungunst der Stunde genutzt zu haben, weshalb Annett nicht nur durch die Schwere der Verantwortung für uns, sondern auch durch einen sich anbahnenden starken Infekt gehandicapt war. Wir Übrigen wurden pflichtschuldigst erst nach jenem Wochenende krank; eingedenk der Erfahrungen der Vorsaison scheint der Januar zu unserem Problemmonat zu werden... Aber nun genug vom ärztlichen Bulletin, das Wochenende selbst war nicht nur schachlich erfreulich, sondern verlief insgesamt in einer ausgesprochen geselligen Atmosphäre. Zur Einstimmung hatte Annett noch vor der Abreise Horoskope verteilt; außerdem war diesmal unsere Legionärin Conny aus Halle mit von der Partie, und last but not least kam unsere Fangemeinde in Person von Kiko und Ecki von der Ostsee angereist. Von daher konnte also gar nichts schiefgehen. Am Sonnabend mussten wir gegen Coswig ran. Conny und Sylvie steuerten zwei Punkte bei, die restlichen Partien waren aber mit einigen Quälereien verbunden. Ich hatte mir mit Weiß zwar viel vorgenommen, aber schon aus der Eröffnung heraus verflachte das Spiel derartig, dass alle Gewinnversuche im Sande verliefen und kurz nach der Zeitkontrolle Frieden geschlossen wurde. Die Partie am ersten Brett zwischen Annett und Karin Timme verließ wohl ebenfalls nie die Remisbreite. Allerdings befand sich Iris inzwischen auf der Verliererstraße gegen die stark aufspielende Simone Frübing. So war es an Brigitte, den Mannschaftssieg festzumachen, wobei sogar noch ein weiterer Siegpunkt heraussprang. In einer urigen Gaststätte klang dann der Tag noch sehr lustig aus, nahezu sämtliche Themengebiete außer Schach wurden gestreift. Am Sonntag ließen wir einen nie gefährdeten Sieg gegen Gastgeber Grün Weiß Dresden folgen. Nur am Anfang gab's eine Schrecksekunde, als Annett sich wider besseres Wissen den vergifteten b2-Bauern einverleibte und dafür auch sogleich bestraft wurde. Auch wenn sie sich dann noch tapfer wehrte, stand hier doch die Null frühzeitig fest. Ich hatte es wieder mit einem 6.Lg5-Sizi zu tun, nahm diesmal auf f6 mit dem Läufer und konnte relativ schnell gewinnen. Auch Conny und Sylvie schlugen wieder zu, und die Remisen von Brigitte und Iris machten den 4:2-Sieg perfekt. Anschließend statteten wir sogar noch Zwinger und City einen Kurzbesuch ab und wunderten uns über den dort fehlenden Winterdienst. Dann ging's nach Hause, d.h., wie sich zeigen sollte, aufs Krankenlager.

Am 12. Februar waren aber alle wieder gesund und munter und traten motiviert zur Einzelrunde gegen unseren sympathischen Reisepartner Potsdam an. In dieser Höhe unerwartet, ging der 5:1-Sieg aber vollauf in Ordnung. Neben den Remisen von Brigitte und mir strichen Conny, Sylvie und Sibylle recht schnell volle Punkte ein. Zur Hauptakteurin aber avancierte Annett. Sie erspielte sich eine klare Gewinnstellung, versäumte es dann aber, noch vor der Zeitkontrolle den Sack zuzumachen, und landete in einem Endspiel, das wegen Dauerschachmotiven plötzlich nicht mehr so klar zu sein schien. Durch ein cleveres Manöver gelang Annett dann aber doch noch der Sieg, und sie belohnte sich (und uns Kiebitze, die Potsdamerinnen mögen dies anders sehen) für diesen stundenlangen zähen Fight.

Damit wäre der Bogen zum Einstieg geschlagen, denn am 25. März kam es in Potsdam zum Topspiel gegen Allianz Leipzig. Kiko und Ecki kamen wieder extra angedüst, um uns den Rücken zu stärken. Die Leipzigerinnen mussten wegen der zeitgleich ausgetragenen polnischen Landesmeisterschaften auf ihre Super-GMs verzichten. Darauf hatten sie sich aber langfristig einstellen können, und zudem standen ihre polnischen Edelreservistinnen zur Verfügung. Wir hatten ein kurzfristiges Handicap zu verdauen, alldieweil unsere 100%-Punktesammlerin Conny erkrankt war. Es war ein langer Kampf mit offenem Visier. Annett und Iris mussten zwar die Segel nach tapferer Gegenwehr streichen, aber Brigitte und mir gelangen zwei Siegpunkte. Die Partien von Sylvie und Sibylle endeten remis, wobei Sibylle etwas damit haderte, dass sie – allerdings in beiderseitiger Zeitnot – eine gewinnträchtige Fortsetzung ausgelassen hat.

Gudula hatte wieder alles hervorragend organisiert, so dass wir einen würdigen Saisonausklang verlebten. Perfekt war, dass wir in der Nähe unseres Hotels eine gemütliche Gaststätte aufgetan hatten. Hier wurde nun auf eine gute Saison angestoßen und sich vorgenommen, am nächsten Tag durch einen Sieg über Leipzig-Lindenau den 2. Platz perfekt zu machen.

Das wäre fast an widrigen Umständen gescheitert. Ein Teil der Mannschaft landete nämlich in dem Uni-Gebäude, das als Spiellokal diente, mit dem Fahrstuhl auf einer Etage mit verschlossenen Türen. Es gab also keinen Treppenzugang; nur der Fahrstuhl, der sich gerade als unzuverlässig erwiesen hatte, stand zur Verfügung. Letztlich brachte er uns dann aber doch auf die richtige Etage, und da es zum Glück keinen Null-Karenz-Spuk mehr gibt, hatte das Ganze auch keine schwerwiegenden Folgen. Zum Abschluss gelang ein deutlicher 4,5:1,5-Sieg, wobei Annett, Brigitte und Sibylle die vollen Punkte holten und Annett wieder am längsten fightete.

Gastgeber Potsdam bleibt uns als Reisepartner erhalten – und wir ihnen! Kurzzeitig hatte es sogar danach ausgesehen, dass die Potsdamerinnen Allianz Leipzig bezwingen könnten. Dann wären wir also doch noch auf dem Aufstiegsrang gelandet. Im Grunde sind wir ganz erleichtert, dass es nicht so gekommen ist, und wir wünschen den Leipzigerinnen alles Gute für die 1. FBL.

Und Union Berlin? Die kamen zwischenzeitlich von der Erfolgsspur ab, wollten offenbar einen auf Rotation Pankow machen. Noch ist der Aufstieg drin, aber unabhängig davon wird es in jedem Fall – für beide Teams! – eine gute Saison mit einer verschworenen Truppe gewesen sein.

Antje
26.04.2017

Die Erste berichtet: Erster Auswärtssieg!

„Der Homepage fehlt die Aktualität“, „Es gibt doch so viele Erfolge“, Tue Gutes und rede darüber“, so oder ähnlich war das in letzter Zeit im Verein wahrgenommene Stimmungsbild. Der Vorstand reagierte umgehend und so durfte der Chronist am Sonntag die Anreise zum Auswärtskampf nach Schöneberg antreten. Ausgestattet mit entsprechendem Mandat und der Zusatzaufgabe für den verhinderten Vizepräsident am 8. Brett die Kasse zu halten, galt es aber erst den Weg zum Spiellokal in der Bülowstraße / Ecke Frobenstr. unbeschadet zu überstehen. Obwohl schon deutlich in der zweiten Lebenshälfte befindlich und trotz geschlossener Balkanroute, durfte sich der Chronist einer sehr intensiven Aufmerksamkeit und Avancen junger Damen aus Südosteuropa erfreuen. Höflich ablehnend und bestimmend im Ton gelang jedoch die Passage zur Wettkampfstätte. Im Foyer des Spiellokals konnte dann relativ sicher das Überwinden des Parcours durch die anderen Mannschaftskameraden beobachtet werden. Nacheinander trudelten alle ein, nur Ben fehlte.

Erinnerungen wurden wach an das Nichterscheinen von Ben beim Oberligakampf vor etlichen Jahren an gleicher Wirkungsstätte. Damals war die Tür verschlossen aber heute…..Kurz nach Freigabe der Bretter durch den Schiedsrichter erschien jedoch Ben frohgelaunt und beantwortete 1.e4 seines Gegners standardmäßig mit e5.

Mhmm,…furchteinflößend und dämonisch sieht er eigentlich nicht aus, eher schmal und sanft, dachte sich der Chronist beim Studium des Habitus seines Gegners F. Nötzel. Und trotzdem musste sich unser solider Jörg nach bulligem Bauernopfer auf e6 und starkem Spiel beim Pokal geschlagen geben?! Zeit für den Chronisten seine leider zur Zeit stärkste Waffe auszuspielen, das Überprüfen der Spielbereitschaft seines Gegners durch ein Remisangebot. Nach langen Grübeln seines Gegenüber und Stirnrunzeln beim Mannschaftskameraden am Nachbarbrett konnte ein 0,5 -0,5 auf den Spielberichtsbogen eingetragen werden. Letztendlich überwog aber die Erleichterung bei der Mannschaft, denn es hatte sich der wohlfühlende Esel nicht aufs Eis begeben sondern es gelang auch den Chronisten vom Eis bzw. Brett zu bekommen.. Ein Negativtrend war gestoppt, denn bei den letzten drei Einsätzen als Ersatz bei Auswärtskämpfen standen nicht nur für den Chronisten zu verschmerzende 0 Brettpunkte sondern auch 3 Niederlagen für die Mannschaft zu Buche.

Es ergab sich die Gelegenheit zu einer ersten Bestandsaufnahme.

Hochkonzentriert und wie immer vorbildlich im Einsatz agierte Thomas. Der Chronist versuchte die Eröffnungszüge einem Gedankenfach seiner Bibliothek zuzuordnen. „Beating the Modern Defense“, “Atacking the Pirc”, „ How to play..“, „e4 und gewinnt etc..”, nirgends konnte er die Eröffnung verorten. Blieb nur noch das in Arbeit befindliche Monumentalwerk von Ulrich (hier U. Schwekendieck, Anm. des Verf.) über die Eröffnungstheorie im chess 960 und hier speziell corner chess. Aber egal, Thomas fühlt sich in solchen Stellungen stets wohler als sein Gegner.

Bei Micha waren die Grundzüge eines Tarraschfranzosen zu erkennen. Bernd stand in einer Englischen Partie sehr solide.

Etwas Sorge bereiteten die Stellungen von Lars und Ben. Der stets gut vorbereite Gegner von Lars setzte bei der Bekämpfung des Wolgagambits auf die Kraft des Läuferpaars und dem Spiel auf den weißen Feldern. Hier war der Chronist in der Partie, hatte er doch ähnliches bei Watson, Grivas und Co gelesen. Allerdings verfügte Lars über den nicht zu unterschätzenden Vorteil, gerade nicht über dieses Buch“wissen“ zu verfügen, sondern sich auf seine Ideen, Stellungsverständnis und Intuition bei der Behandlung dieser Stellungen zu verlassen. Ben stellte gegen die Glekvariante in der Wiener Partie ebenfalls sein Ideenspiel und ein deutlich gelassenes Auftreten am Brett. Stephan opferte zügig einen Bauern in der Eröffnung und Clemens spulte eine Eröffnungsvorbereitung im Sämischsystem der Königsindischen Verteidigung gegen seinen großmeisterlichen Widerpart herunter.

Kurz danach begaben sich Micha und sein Gegner in den Analyseraum und so konnte sich der Chronist davon überzeugen, dass die häusliche Variantenküche auch bei Mannschaftskameraden stets unter Volldampf steht. Remis und 1,0-1,0.

Eine erneute Überprüfung der Stellungen ergab Grund für reichlich Optimismus. Thomas konnte in unklarer Stellung einen Bauern gewinnen. War die Stellungsbewertung beim Chronisten und den Anwesenden Zuschauern noch vorsichtig optimistisch, so ließen Mimik und Körpersprache von Thomas keinen Zweifel am Ausgang der Partie.

Auch bei Lars wurden die Konturen klarer. Der gegnerische Freibauer auf b5 wurde sicher blockiert und die restlichen Schwerfiguren begannen über die offene a-Linie in die gegnerische Stellung einzudringen. Clemens sein Gegner versuchte in taktischer Stellung vorerst ohne das Schlagen auf b2 auszukommen und wählte eine alternative taktische Lösung des Stellungsproblem. Zwar sah die gegnerische Initiative im Zentrum und am Königsflügel furchteinflößend aus, aber wenn der Freimehrbauer auf der a-Linie ins Laufen kommt….Es sah recht gut aus, auch wenn Bernd aufgrund einer falschen Entscheidung in einer ausgeglichenen Stellung in die Defensive geriet und Ben ebenfalls nach einer falschen Abtauschserie aufgrund seiner schlecht koordinierten Figuren unter Druck stand. Eben diesen konnte Stephan nach seinem Bauernopfer verstärken und da er und sein Gegner das Schicksal in zweischneidiger Stellung nicht herausfordern wollte – Remis und 1,5 - 1,5!

Nicht unerwähnt sollte auch der recht deutliche Zeitvorsprung an fast allen Brettern bleiben.

Bis zur ersten Zeitkontrolle begannen sich dann die Ereignisse zu überschlagen. Thomas gelang der Damentausch und die Realisierung seines Materialvorteils bedeuteten für einen Spieler seiner Klasse offensichtlich nur noch eine Fingerübung, 7,5 aus 8, unglaublich! Auch Lars wickelte souverän und sicher in ein gewonnenes Turmendspiel ab, das sein Gegner auch wenig später aufgab. Zwar war die Stellung bei Clemens vor allem für den Chronisten sehr scharf und unübersichtlich, aber bequem auf einem kleinen Zeitpolster thronend, Stellung prüfen, Bauern wegnehmen und vorschieben, konnte souverän der Punkt eingefahren werden – starke und souveräne Leistung! 4,5 -1,5 der Kampf war entschieden und es liefen noch 2 Partien.

Während es in den Analyseräumen hoch herging (der Chronist verweist auch auf den kausalen Zusammenhang zum Partieausgang am 7. Brett ) ergab sich im small talk mit Ben auch die Gelegenheit, erste Eindrücke vom sicheren aber auch von Besetzungsturbulenzen geprägten vortäglichen Sieg im Pokalachtelfinale zu sammeln. Offensichtlich war der Optimismus in der Mannschaft so groß, dass ein Schachfreund gleich direkt zur Wettkampfstätte des Viertelfinales durchreiste.

Dann kamen aber doch unberechtigte Zweifel am Ausgang des Kampfes, denn pünktlich zum nicht mehr nötigen Blitzentscheid war das Pokalquartett wieder komplett – vorbildlich!

War der Kampf doch schnell entschieden, so begannen sich die zwei Restpartien hinzuziehen. Natürlich versuchten unsere Gegner die doch deutlich besseren Stellungen zu verwerten und nicht nur Ergebniskosmetik zu betreiben sondern auch das Brettpunktkonto der Mannschaft und die eigene Performance zu verbessern. Für den Chronisten erfrischend war allerdings die Körpersprache der eigenen Mannschaftskameraden. Bernd, im Laufe der Saison oft etwas überambitioniert und unglücklich agierend, stärkte sich entspannt am Kuchenbuffet und nicht durch die bekannten Kaltwassermassagen der Augenlider. Es gibt eben doch Wichtigeres als Schach und auch spielerisch immer wieder einen Neuanfang. Auch Ben am Brett lächelte gütig über seine Brille im Habitus ähnlich wie der selige C. Bukowski bei einer seiner Lesungen (nur das Weißweinglas fehlte, Anm. des Verf.).

Aufgrund eines Privattermins konnte der Chronist die Partien nicht bis zum Ende verfolgen, aber offensichtlich reichte Bens Gegenspiel im Turmendspiel und Bernds Defensivkünste aus, denn am Ende stand ein doch recht deutliches 5,5 -2,5 zu Buche.

Fazit:

Die letzten Kämpfe haben gezeigt, dass wir durchaus bei voller Ausschöpfung unserer Potentiale in dieser Liga mithalten können. Leider sind im Vorfeld, neben natürlich auch desolaten Leistungen, Punkte leichtfertig aber auch unglücklich verschenkt worden. Trotzdem können wir für die nächste Saison optimistisch sein. Im letzten Heimspiel wird die Mannschaft natürlich versuchen, im direkten Vergleich die Rote Laterne abzugeben. Der Spielleiter möchte sich vorab bei allen Mannschaftsmitgliedern für deren Einsatz bedanken.

Detlef
13.03.2017

Kein Sieger im Derby

Die vorletzte Runde der Landesliga stand an und wir hatten nach wie vor die Chance auf den Titel "Berliner Meister" - vorausgesetzt die Konkurrenz lässt Punkte. Nachdem wir letzte Saison unser Heimspiel in Buch austrugen, begrüßten wir nun seit längerem mal wieder die Schachfreunde aus dem Nord-Osten bei uns. Christian war leider verhindert, aber Antje hat sich seit September die BMM-Termine freigehalten und kam nun zu ihrem zweiten Einsatz in Folge; unsere Gäste traten in Stammbesetzung an.

Eingestimmt mit froher Kunde aus der Nachwuchsabteilung sowie aus Aue, wo unsere Pokalhelden am Samstag erneut zuschlugen, eröffnete Dominic nach einigen sachdienlichen Hinweisen den Wettkampf. Und als endlich auch Norman - der seit jeher den Wettkampfbeginn mit dem Zusatz "c.t." interpretiert - am Brett erschien, liefen schon nur noch sechs Partien: Kurzremisen von Detlef und dem Berichterstatter. So blieb genügend Zeit für das Sammeln von Eindrücken und Ideen für den nächsten Urlaub bzw. diesen Bericht; ich kam immerhin zu meinem ersten (kleinen) Erfolgserlebnis zu Hause in dieser Saison. Kurz darauf war auch Dominics Partie beendet: Er hatte den fragwürdigen Aufbau seines Gegners mit normalen Zügen widerlegt und musste sich nach der frühzeitigen Aufgabe auch nicht mehr um die Verwertung seines (wohl entscheidenden) Vorteils kümmern. Zeit, die Familie anzurufen, sie könne jetzt vorbeischauen, und den Wälzer aus der Tasche zu holen (Leider habe ich verpasst zu erkunden, ob es sich dabei um Unterrichtsvorbereitung handelte oder man auf Blüchers Spuren wandelte?!).

Etwas gemächlicher ging es an den anderen Brettern zu. Norman versank frühzeitig in tiefes Grübeln und hatte nach frühem Damentausch zwar eine solide Stellung, aber eine Stunde weniger auf der Uhr. Jürgen verfügte über den im Rubinstein-Franzosen üblichen Raumvorteil und auch bei Jan war wenig los und er mit Schwarz dem Ausgleich nah. Etwas kritischer die Lage bei Peter: Eine kleine Ungenauigkeit muss sich da in der Eröffnung eingeschlichen haben - jedoch bei weitem nicht so tragisch wie in manch einer meiner Schwarzpartien dieser Saison. Den geopferten Bauern würde Peter zwar über kurz oder lang immer wieder bekommen, aber die aktiven Möglichkeiten seines Gegners sorgten für ein wenig Skepsis. Von den Möglichkeiten machte dieser jedoch keinen Gebrauch und nach einer kleinen Abwicklung war es schließlich Peter, der im entstandenen Doppelturmendspiel mit zwei gegen vier Bauerninseln besser stand. Doch Turmendspiele sind bekanntlich schwer und so bot Peters prinzipieller Ansatz dem Gegner letztendlich genügend Gegenspiel, so dass es (nur) Remis wurde. Antje hatte derweil nach einem Figurenopfer ihres jugendlichen Gegners eine schwer zu überschauende Stellung auf dem Brett. Diverse Damenfang- und Abzugsmotive wechselten sich ab und nachdem Antje zunächst eine gute Fortsetzung verpasste und dann noch eine gegnerische Idee übersah, landete sie in einem "Endspiel" mit Minusfigur, in dem auch mit vorgeschobenem Freibauern nichts mehr zu machen war. Eine Partie, in der wohl erst die Befragung des Rechners endgültig die Frage beantwortet, wer eigentlich besser stand.

Jürgen konnte sich nach einigen Absicherungsmaßnahmen der Frage widmen, wie dem im Zentrum feststeckenden schwarzen König beizukommen sei. Wie dies konkret gelang, habe ich leider verpasst, aber Schwarz sah sich gezwungen, die Dame (für Turm und Läufer) zu geben - ohne jedoch den König dafür in Sicherheit zu bringen. Aus meiner Sicht ein (weiterer) souveräner Sieg von Jürgen.

Sowohl Jan als auch Norman hatten derweil beschlossen, daß es Zeit wird, aktiv zu werden. Jan hatte es hierbei jedoch übertrieben und die weißen Felder zu sehr geschwächt. Im entstandenen Dame&Turm-Endspiel hätte sein Gegner auf der siebten Reihe eindringen und ihn vor (wohl) unlösbare Probleme stellen können. Irgendwie rettete sich Jan in ein Turmendspiel (mit Minusbauern) und diese sind bekanntlich ... siehe oben; letztendlich konnte er dank aktivem König und Turm das Remis sichern. Normans Aktivität schloss ein Qualitätsopfer ein, jedoch erhielt er als Schwarzer einen gedeckten Bauern auf g2. Bei der Konstellation Läufer&Springer gegen Turm&Läufer wäre es (falls möglich?!) vermutlich aussichtsreicher gewesen, den Springer zu behalten, denn so hätten noch Mattmotive gegen den auf g1 feststeckenden weißen König in der Luft gelegen. Nach dem Tausch und nur mit Läufer gegen Turm setzte sich jedoch ein weißer Bauer am Damenflügel durch. Gut möglich, dass es an der einen oder anderen Stelle eine studienartige Remislösung gab; manch junger Schachfreund frohlockte schon mit einer Festung aus schwarzen Bauern auf f3+g2+g4+h3, aus der der weiße König auf g1 (und Bauern auf f2 und h2) trotz Mehrturm nicht entkommt...

Alles in allem ein leistungsgerechtes 4:4, was jedoch nur den Nord-Ostlern weiterhilft, die nun in der letzten Runde ein Abstiegsendspiel gegen Chemie haben. Mit einem Sieg hätten wir die Tabellenführung erobern können, aber so bleiben uns nur noch theoretische Chancen auf Platz 1. Trotzdem können wir schon mal auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken und uns auf den Saisonabschluss gegen die SF Berlin in zwei Wochen freuen - ich bin gespannt, welches Lokal Dominic zur Einkehr im Anschluss auswählt!

MW
27.02.2017

Im Norden nichts Neues

Kiel, Hamburg und gegen Bremen wurde nun die lange 0-0-0 mit einem weiteren 3:5 vollzogen. Leider war es auch schon die 2. Rochade am Stück was die Sache nicht angenehmer gestaltet. Die Niederlage war wie üblich unnötig aber vom Verlauf des Kampfes her wohl noch die klarste der letzten Kämpfe.

Erfreulich war diesmal einzig die Stabilität im Oberhaus. 2:2 an den ersten vier Brettern bedeutet Saisonbestleistung! Pechvogel war zum wiederholten Male Clemens der den sympathischen SF Meins in einer sehr interessant geführten Partie zunächst überspielte und am Ende doch trotz zeitweiliger 3 Mehrbauern im Springerendspiel in den sauren Remisapfel beißen musste.

Für den Kampf war das aber nicht mehr entscheidend. Detlef geriet gegen den schon ob seines Namens sehr sympathischen SF Stefan B. im beschleunigten Reti-System früh auf Abwege. Und irgendwie machen die Jungs gefühlt gegen uns dann keine Fehler mehr und spielens einfach souverän runter. Leider ist unser Bernd derzeit völlig außer Form. Nach einer wie immer ruhigen Partieanlage liefen die Dinge dann einfach irgendwie nicht zusammen. Trotz langem Kampf war der erlittene Materialnachteil nicht mehr zu kompensieren. Letzte Ausfahrt Alte Försterei? Thomas zeigte menschliche Züge und gewann diesmal nicht. Zum ersten Mal seit saisonübergreifend 10 am Stück glaub ich...

Off-Topic:

Mein ausdrücklicher Dank geht wie üblich an Jörg! Diesmal nicht für die Bewilligung eines zinslosen Darlehens (dieser Dank geht diesmal an Detlef) sondern für die Buchung dieses sehr besonderen Hotels. Im Jahr 1995 übernachtete die damals junge amerikanische R&B Band Destiny's Child für ein Konzert ebenfalls hier. Auf meine Nachfrage wurde mir versichert, dass Beyonce im exakt selben Bett schlief wie ich - und Clemens.

Leider nicht im Bild festgehalten wurde der in den Zimmern "Audrey Hepburn" und "Pink" vom Bett aus einsehbare Duschbereich. Die Beteiligten geben hierzu aber sicher gerne Auskunft wie das so war dabei.

Besondere Vorkommnisse gab es diesmal keine. Das Fehlen des "Einen der immer lacht", machte sich natürlich gleich bemerkbar. In Erinnerung bleibt mir noch der mit großen Augen fast schon mahnend wiederholte Hinweis unseres Ersatz-Alterspräsidenten "das ist was für den Bericht", aber lieber Detlef ich hab alles vergessen.

SB
29.01.2017

Samstag stark, Sonntag im Pech

Nach einem sehr mäßigen Saisonauftakt, geprägt von Niederlagen gegen Zehlendorf, Rüdersdorf und Norderstedt sollten am 15.01. die ersten Punkte gegen den mit einigen Dänen verstärkten und bis dahin verlustpunktfreien Aufsteiger Turm Kiel geholt werden.

Die Anreise erfolgte pünktlich zu 17 Uhr am Vortag, um sich rechtzeitig an das maritime Klima anpassen zu können. So begann die freundliche mannschaftliche Begegnung im Hotel im Präsidentenzimmer mit dem geschätzten Schwedentrunk, auf den der eine oder andere sich augenscheinlich sehr gefreut hatte. Auf diese Weise gestärkt, begann der kulturelle Teil des Abends, der für alle Neuland bedeutete. Den Herren an der Rezeption nach den Sehenswürdigkeiten gefragt, erhielt man die verblüffende Antwort: „Es gibt zwar eine Altstadt, aber erwarten Sie mal lieber nichts“. Das „Schloss Kiel“ sei auch nur durch eine in den 1970er Jahren hinzugebaute Zinne (O-Ton: „quadratisch, praktisch, gut“) zu erkennen. Auf die Frage nach geeigneten Lokalitäten für die Abendspeisung wurde der Rezeptionist schon optimistischer und kennzeichnete auf einem Stadtplan einen beliebten Italiener sowie ein empfehlenswertes Steakhouse.

In der Tat war die Besichtigung von Kiels Sehenswürdigkeiten schnell abgeschlossen, so dass – so der Mannschaftsbeschluss – das Steakhouse aufgesucht werden sollte. Vor eben diesem stehend und hineinschauend wurde allerdings aus Rücksicht auf die dort speisenden Herrschaften lieber kehrtgemacht. Auf dem Weg durch die Fußgängerzone fiel uns schon die Kieler Brauerei am Alten Markt auf, die für unsere Truppe ausgesprochen einladend aussah. Obwohl nicht gerade eine kleine Lokalität, waren um 19 Uhr schon so gut wie alle Plätze besetzt. Wir hatten großes Glück, noch einen Tisch zu erhaschen, weil eine andere Gruppe schlicht nicht erschien. Das dortige Ambiente war wie man es von einem Brauhaus erwarten würde, das Durchschnittsalter des Publikums wurde durch unser Erscheinen allerdings überraschenderweise etwa um 5-10 Jahre angehoben. Die Stimmung war bereits richtig ausgelassen, als wir Essen und ein 10-Liter-Fass des Hausgetränks mit Selbstzapfung orderten.

Kieler Bierfaß Der Papa in Kiel

Zu 21 Uhr war ein DJ angekündigt, der aufgrund der großen Nachfrage allerdings schon gegen 20 Uhr anfing, zünftige Schlagermusik aufzulegen. Es dauerte keine 2 Titel, da tanzte der halbe Saal zu Helene Fischer auf den Tischen und die entsprechenden Texte wurden mitgegrölt. Auch eine Polonaise war dann nur noch eine Frage der Zeit. Das zünftige Essen war auch super, nur für Clemens anscheinend zu wenig. Nach einer (zugegebenermaßen nicht gerade übermäßig großen) Haxe bestellte er als Nachtisch noch eine Currywurst mit Pommes. Nach diesem wirklich ausgesprochen launigen Teil des Abends machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel, wobei das Orientierungsvermögen einzelner Mannschaftsteile schon merklich reduziert war. Gegen Mitternacht erreichten wir das Hotel, öffneten noch eine Flasche Wein und ließen den Abend so ausklingen.

Es ist nicht einfach zu erklären, aber zum morgendlichen Frühstück erschien die Mannschaft nicht vollzählig – der Berichterstatter hatte augenscheinlich mit den Nachwirkungen des Vorabends zu kämpfen und auch anderen, in Persona von Jörg und Lars, ging es nicht deutlich besser. Die erste Aufgabe wartete bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus. Wann erlebt man es schon mal, dass man nach der Ausfahrt aus dem hoteleigenen Parkhaus noch 4 Mal rechts abbiegen muss, um wieder vor gleichem zu stehen. Jörg war gar auf die elektronische Hilfe seines Navis angewiesen. Die nächste schwere Aufgabe war die Fahrt zum Spiellokal, das Vereinsheim des ortsansässigen Fußballvereins in Bordeholm – etwa 20 Kilometer südlich von Kiel. Die Spielbedingungen waren hervorragend: ein großer heller Raum, belegte Brötchen und Kaffee kostenlos und nette Betreiber, kurzum perfekte Rahmenbedingungen.

Doch jetzt endlich zum Schachlichen. Die Paarungen lauteten:

  1. GM Glud – FM Rietze
  2. GM Pakleza – FM Dauth
  3. GM Hoi – FM Bruchmann
  4. IM Berg – Neumeier
  5. FM Boe – FM Seils
  6. FM Junge – FM Steinhagen
  7. Budzyn – Müller
  8. Boehm – FM Guth
.

Betrachtet man die ELO-Zahlen, bedeutete dies: deutliche Nachteile für uns an Brett 1 und 2, Brett 3 – 6 etwa ausgeglichen, Brett 7 und 8 deutliche Vorteile für uns. Der Kampf startete pünktlich um 11 Uhr.

Es gilt als eiserne Regel, dass die erste Stunde bei Auswärtskämpfen aus bekannten Samstagsgründen besonders schwer ist. Wohl dem, der in der Eröffnung dem Gegner Probleme stellen kann. Zu meinem Leidwesen zog mein Gegner ausgesprochen schnell, so dass ich in dem Grünfeldinder zwar Raumvorteil, aber auch 50 Minuten weniger auf der Uhr hatte. Ich versäumte eine aktive Fortsetzung und sah mich plötzlich sehr unangenehmem positionellen Gegenspiel im Zentrum ausgesetzt. Ich sah mich daraufhin veranlasst, sicherheitshalber die Punkteteilung anzubieten, was mein Gegner auch annahm. Die Schlussstellung war sicher schon etwas schlechter für mich.

Die Gesamtsituation sah in diesem Moment auch recht gut aus. Solide Stellungen bei Clemens, Ben und Stephan, eine aktive Stellung bei Lars und Jörg, Bernd war etwas in der Defensive und auch bei Thomas sah es schon recht gut aus. Ben wurde im Mittelspiel in einer offenen Stellung zunehmend unter Druck gesetzt und konnte diesem irgendwann nicht mehr standhalten. Die Stellung von Lars verschärfte sich zusehends durch die entgegengesetzten Rochaden, wobei Lars den gegnerischen König nach a1 treiben konnte und auf der halboffenen a-Linie zu taktischen Schlägen ausholen konnte. Mit sehr präzisem Spiel konnte er seinen Gegner schließlich klar und souverän im Mattangriff besiegen.

Etwa zur gleichen Zeit übersah Stephan in vorsichtig aussichtsreicher Position (er wollte gerade bei den gegnerischen Bauernschwächen am Damenflügel zur Verspeisung ansetzen) einen sehr starken taktischen Konter seines Gegners in Form eines Springeropfers am Königsflügel, was sich leider als unparierbar herausstellte. Somit stand es 1,5:2,5 aus unserer Sicht. Bernd verwaltete mittlerweile eine Ruine, allerdings waren die Stellungen von Jörg und Thomas verheißungsvoll, und bei Clemens gab es auch keinen Grund zur Sorge. Jörg konnte seinen Gegner wie zu besten Zeiten im Turmendspiel ausmanövrieren, um den Ausgleich zu schießen.

Bernd hatte die ganze Partie über mit einem sehr passiven Läufer auf h7 zu kämpfen, der nicht ohne weiteres ins Spiel zu bringen war. In der Folge öffnete der Gegner am Damenflügel die Stellung und drang in die schwarze Bastion ein. Nachdem Bernds gefährliche Damenflügelbauern eliminiert wurden, sorgten des Gegners Freibauern im Zentrum für die Entscheidung zum 2,5:3,5.

Nun liefen noch die Partie von Thomas, der es zwar noch etwas spannend machte aber letztlich absolut sicher und überzeugend seinen 4. vollen Punkt aus 4 Runden einfahren konnte. Saisonübergreifend hat er somit 8 Partien am Stück in der 2. Bundesliga gewonnen. Gigantisch! Auf den Spuren Bobby Fischers?

Alles hing also nun an dem armen Clemens. Der junge dänische Großmeister knetete gegen ihn ein Endspiel mit 2 Läufern gegen Läufer und Springer und beiderseits noch 4 Bauern auf beiden Flügeln. Clemens verteidigte sich bravourös, doch sein Gegner setzte alles auf eine Karte und opferte einen Bauern, um in die Stellung einzudringen. Dabei übersah er, dass Clemens zweizügig einen weiteren Bauern gewinnen konnte, was in eine sehr siegverheißende Stellung gemündet wäre. Leider übersah auch Clemens diese Möglichkeit und bot sofort darauf Remis an, was der Gegner, der sich seines Glückes bewusst wurde, aber ablehnte und die nun entstandene Stellung zielsicher verwertete.

Die 3,5:4,5 Niederlage ist sicher recht unglücklich und lässt uns nach 4 Spieltagen mit 0-8 Mannschaftspunkten am Tabellenende verharren, während Kiel alleiniger Tabellenführer ist. Es sind allerdings noch 5 Spieltage und die direkten Gegner um den Abstieg kommen ja noch. Anfang Februar spielen wir gegen HSK 2, da müssen die ersten Punkte kommen. Die Stimmung in der Mannschaft stimmt, das sollte absolut positiv stimmen.

Mini
19.01.2017

Alle Jahre wieder...

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CD